
Aktuelle Studie kann vorhersagen, wie lange Eure Beziehung halten wird
Kernpunkte dieser Seite:
- Algorithmen können die Beziehungsdauer vorhersagen.
- Das Glücksniveau zu Beginn einer Beziehung ist entscheidend.
- Paare, die emotionalen Abstand haben, trennen sich eher.
- Ähnliche Bedürfnisse fördern langfristige Beziehungen.
Lassen sich die Algorithmen, die bestimmen, wer zu wem passt, auch auf die Beziehungsdauer übertragen? Eine Studie kann die Beziehungsdauer vorhersagen. Und kann man am Anfang einer Beziehung schon vorhersagen, wie lange sie halten wird? Und wenn ja: will man das überhaupt?
Viele Märchen enden früher mit „… und sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage.“ Und trotz besseren Wissens, ist es heutzutage immer noch die Idealvorstellung einer Beziehung, nämlich, dass sie für immer hält. Betrachtet man aber eine Scheidungsrate von 40 %, dann ist das sehr optimistisch gedacht. Ein Team der Uni Jena hat sich mit der Prognose der Beziehungsdauer von Paarbeziehungen beschäftigt. Und so eine Prognose ist möglich, aber ist sie auch sinnvoll und gewünscht?
Passgenauigkeit dank Algorithmus?
Wer in der Theorie zu wem passt, lässt sich tatsächlich berechnen. Singlebörsen und Online-Partnervermittlungen nutzen dafür schon längst Algorithmen, die die Eigenschaften, Vorlieben und Wertvorstellungen der Nutzer für ihre Berechnungen heranziehen. Je größer die Übereinstimmung, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass zwei zueinander finden. Doch dann geht das eigentliche Abenteuer erst los. Das Leben lässt sich eben nicht mit einem Algorithmus vorhersagen und auch die Idee, dass man schon am Anfang einer Beziehung vorhersagen kann, wie lange sie halten wird, erscheint abwegig. Also, was hat es mit dieser eigentlich Studie auf sich?
Die Studie über die Beziehungsdauer
Psychologinnen und Psychologen haben im Rahmen einer Langzeitstudie fast 2.000 Paare, von denen sich 16 Prozent in diesem Zeitraum getrennt haben, über sieben Jahre hinweg in regelmäßigen Abständen befragt.
Im Ergebnis stellten sich die Weichen nach Einschätzung der Wissenschaftler schon zu Beginn einer Beziehung. So lassen sich bereits am Anfang einer Beziehung Prädiktoren (also Vorhersagevariablen) identifizieren, die Informationen darüber liefern, ob die Beziehung lange hält oder nicht. Allerdings spielt auch eine Rolle, wie sich die Beziehung im Laufe der Zeit entwickelt.
Wer unglücklich startet, wird noch unglücklicher
Die Wissenschaftler konnten bei allen Paaren beobachten, dass das Glücksniveau im Laufe der Zeit abnimmt. Kennen wir das nicht alle? Doch bei denen, die schon mit Schwierigkeiten in die Beziehung starten, geht das offenbar besonders schnell. Damit sehen die Forscher zwei wissenschaftliche Beziehungsmodelle bestätigt, die den Verlauf von Paarbeziehungen beschreiben:
Beziehungsmodell 1
Das Paar ist zu Beginn etwa gleich glücklich. Endet die Beziehung mit einer Trennung, dann ist das auf Probleme zurückzuführen, die sich erst im Laufe der gemeinsamen Zeit entwickelten.
Beziehungsmodell 2
Das Paar startet bereits auf unterschiedlichen Glücksniveaus. Diese halten sie dann zwar jeweils, allerdings führt ein niedriges Ausgangsniveau mit höherer Wahrscheinlichkeit zum Scheitern einer Beziehung als ein hohes Glücksniveau.
Auf den Mix kommt es an
Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass eine Mischung aus beiden Beziehungsmodellen wohl zutrifft. Bei allen Paaren nimmt die Glücklichkeit ab – bei denen, die sich später trennen, passiert das allerdings wesentlich langsamer. Das heißt: wer unglücklich startet, wird noch unglücklicher.
Daraus leiten die Wissenschaftler eine mögliche Vorhersage über die Beziehungsdauer ab. Die Vorhersage der Beziehungsdauer richtet sich also nach dem Glücksniveau zu Beginn, sowie auf die Rücksicht auf Bedürfnisse und der Zufriedenheit im Laufe der Zeit.
Accumulating Distress
Die Forscher haben im Laufe der Studie festgestellt, dass die Entwicklung einer Beziehung von den Paaren, die sich getrennt haben, eher durch eine Mischform der beiden vorgestellten Modelle beschreiben lässt.
„Wir haben das Modell Accumulating Distress genannt“. Das heißt: wenn sich ein Paar zu Beginn der Beziehung bereits oft streitet und die Partner unglücklich sind, dann konnten die Forscher daraus schließen, dass die Beziehung nicht lange halten wird.
Denn: besser wird es nicht. Im Laufe der Beziehung gibt es immer häufiger Konflikte, man entfernt sich emotional vom Partner und schließlich ist die Trennung der letzte Ausweg.
Ähnliche Bedürfnisse sind gut für eine lange Beziehungsdauer
Der Anfang einer Beziehung kann also schon einiges über ihren Verlauf anzeigen. Die Zufriedenheit ermittelten die Forscher, indem sie beispielsweise danach fragten, wie sehr die Partner ihre Bedürfnisse befriedigt sahen. Generell gilt dabei: Wer ähnliche Bedürfnisse hat, beispielsweise nach Nähe, oder auch danach, eigene Interessen verfolgen zu können, bleibt häufig länger zusammen.
Nähe und Freiraum am wichtigsten
Neben den Erkenntnissen, welche Paare sich wahrscheinlich trennen werden, hat die Langzeitstudie aber auch gezeigt, welche Paare die größte Chance auf eine lange und glückliche Beziehung über die Glücksphase hinaus haben.
Es sind die Paare, die den Wunsch nach emotionaler Nähe teilen, aber auch das Bedürfnis, sich individuell weiter zu entwickeln. Auch wenn die Forscher den Aspekt der Kommunikation nicht gegenständlich erfasst haben, zeigt sich durch die Ergebnisse, dass es sehr wichtig ist, dem Partner eigene Bedürfnisse klar mitzuteilen, um gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten.
Keine Beziehung ist von vornherein zum Scheitern verurteilt
Obwohl sich offenbar absehen lässt, welche Chancen eine Beziehung hat, wenn man bestimmte Prädiktoren wie Ausgangsglücksniveau und Ähnlichkeit der Bedürfnisse hat, warnen die Forscher vor voreiligen Schlüssen, denn keine Beziehung ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Fazit: Eine Studie kann die Beziehungsdauer vorhersagen
Wollen wir wirklich eine Vorhersage unserer Beziehungsdauer?
Eine Prognose, wie lange eine Beziehung dauern könnte, ist aufgrund dieser neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse also möglich. Aber wollen wir das wirklich wissen? Und: wäre es gut, eine Beziehung schon mit dem Gedanken zu beginnen, dass sie wahrscheinlich nach einer gewissen Zeit sowieso wieder auseinander geht?
Dabei geht es den Forschern nicht darum, den allgemeinen Optimierungstrend zu unterstützen und Beziehungen nur ergebnisorientiert mit der Aussicht auf eine lange Dauer zu führen. „Wenn sich Paare nach einiger Zeit trennen, kann das trotzdem eine wertvolle und wichtige Phase in ihrem Leben sein – die möglicherweise die folgenden Beziehungen positiv beeinflusst.“
Außerdem können Paare die Gemeinsamkeiten, wie z. B. das Ausleben von Nähe oder Unabhängigkeit, auch bewusst steuern und daran arbeiten. Für Berater und Therapeuten könnten die Ergebnisse dieser Studie also durchaus wertvoll sein.
Auch interessant: Die Erfolgsquote bei der Online-Partnersuche, Erfolgsrate und Dauer der Online-Partnersuche
Die Rolle der Kommunikation in Beziehungen
Eine weitere entscheidende Erkenntnis, die durch Studien zu den Dynamiken innerhalb von Beziehungen immer wieder hervorsticht, ist die Rolle der Kommunikation. Paare, die offen über ihre Gefühle und Erwartungen sprechen, schaffen oft ein stärkeres Band. Auf der anderen Seite, wenn Kommunikation fehlt, neigen Paare dazu, Missverständnisse und Probleme anzuhäufen. Die Forscher haben festgestellt, dass eine erfolgreiche Kommunikation nicht nur das Glück erhöht, sondern auch die Wahrscheinlichkeit steigert, dass eine Beziehung Bestand hat. Letztlich ist es die Fähigkeit, Konflikte konstruktiv zu lösen und sich gegenseitig zuzuhören, die entscheidend für das Überstehen schwieriger Zeiten ist.
Hierbei sieht es so aus, dass zunehmend Paare, die ihre Bedürfnisse klar artikulieren, nicht nur erfolgreicher in der Aufrechterhaltung ihrer Beziehung sind, sondern auch zufriedener. Diese Erkenntnis steht im Widerspruch zu der oft verbreiteten Annahme, dass Stillen oder Beschönigen von Konflikten besser wäre, weil es den Frieden wahrt. Im Gegenteil: Während die Forschung zeigt, dass solch ein Vermeidungsverhalten auf lange Sicht zu einer Destabilisierung der Beziehung führen kann, ist das Ansprechen von Konflikten und das gemeinsame Arbeiten daran oftmals der Schlüssel zu einer stabilen Partnerschaft. Und so bleibt die Herausforderung bestehen, eine Balance zwischen Nähe und der notwendigen Unabhängigkeit zu finden.