Schritt für Schritt zur gelungenen Konversation – Teil 2
Vom Small-Talk zum Tiefgang
Bewaffnet mit dem Input aus Teil 1 geht es einen Schritt weiter.
Du weißt, was Du als Gesprächspartner beachten und vermeiden solltest. Jetzt geht es darum, die 1/3-Faustregel auch praktisch anzuwenden. Wir haben im ersten Teil schon erwähnt, dass es essentiell ist, eine gute Gesprächsbalance zu finden. Wichtig ist also, dass Du nicht nur über Dich sprichst, sie/er nicht nur über sich und ihr beide nicht nur das Wetter thematisiert.
Wenn Du Dich selbst vorstellst, solltest Du darauf achten Deine Vorzüge in den Vordergrund zu stellen. Du möchtest eine weitere Verabredung und solltest deshalb nicht sofort all Deine Laster präsentieren, sondern besser über Dinge sprechen, die Du besonders gut beherrschst oder die Du gerne machst, also Deine Leidenschaften. Gerne kannst Du Deinem Gegenüber auch etwas aus Deiner Kindheit oder von Deiner Familie erzählen, aber überfahr niemanden mit allzu privaten Details. Neben der Informationsflut ist es auch, wie bereits erwähnt, wichtig, dass Du die Person vor Dir nicht als Seelenklempner missbrauchst. Deine Unsicherheiten und Probleme kommen früh genug zu Tage.
Small-Talk: Schritt für Schritt zur gelungenen Konversation
Was ist Small-Talk überhaupt? Small-Talk ist einer der Anglizismen, der aus unserem Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken ist. Doch was genau ist Small-Talk eigentlich? Wie auch schon die direkte Übersetzung („kurzes Gespräch“) zeigt, finden wir auch im Duden den Small-Talk als „leichte, beiläufige Konversation“. Bedeutet also eine kurze, oberflächliche Unterhaltung über alltägliche Themen. Autorin Susanne Kilian beschreibt Small-Talk wie einen Tanz. „Stellen Sie sich vor, Sie sind beim Opernball. Wie unpassend wäre es, jetzt zu sagen: „Guten Tag, mein Name ist Tom, ich bin 42 Jahre alt und hab ein Faible für Rechnungswesen.“
Vielmehr ordnen Sie sich der Situation unter und sagen den Satz, den Ihr Gegenüber erwartet: „Darf ich bitten?“ Und dann wird erst einmal eine Runde getanzt.“ Ganz normal getanzt – Foxtrott oder so. Keinen ausladenden Wiener Walzer und erst recht keine Dirty Dancing-Hebefiguren. Du musst niemandem etwas beweisen, das ist das Schöne am Small-Talk. Alles ist ungezwungen – sozusagen aus der Hüfte raus.
Doch wie stelle ich das am besten an? Wie oben schon erwähnt, immer mit der Ruhe. Small-Talk ist keine olympische Disziplin, sondern eine gelassene und ungezwungen Plauderei. Wie Du das schaffst? Erst einmal mit leichter Themenkost. Frag Dein Date beispielsweise wie ihr/sein Tag heute war, was sie gemacht hat oder was er sonst am Wochenende gerne macht. Themen wie die Meinung zum Verfassungsgesetz XYZ oder religiöse Ansichten gehören nicht zum Small-Talk, damit kannst Du an späterer Stelle ansetzen.
Bei leichten Themen wie Hobbys oder Leidenschaften kommt man schnell ins Plaudern und das Gespräch entwickelt eine Eigendynamik. Positiv unterstützen kannst Du diese Dynamik, indem Du Deinem Gesprächspartner Interesse signalisierst. Wie in Teil 1 schon beschrieben, sind Gesten wie Lächeln oder Kopfnicken wichtige Bestandteile eines funktionierenden Gesprächs. (Für alle die es verpasst haben, hier geht’s nochmal zurück zum Kapitel Gesten und Mimik.) Sollte das gut funktionieren geht es nun weiter zum nächsten Schritt.
Tiefgang
Kommunikativer und emotionaler Tiefgang ist für eine längerfristige Beziehung das A und O. Claudia Thomas, Psychologin am Münchner Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie geht sogar noch weiter und sagt: „Kommunikationsfähigkeit ist der Faktor, der eine Partnerschaft am sichersten zusammenhält“. Unterhaltungen und Gespräche mit dem Partner sind also existenziell für eine Beziehung. Nur wie schafft man es zu solchen tiefgründigen Gesprächen? Du musst nachts nicht schweißgebadet aufwachen und panisch Pläne entwickeln, wie Du zu emotionaler Tiefe in euren Gesprächen kommst. Wenn die Chemie zwischen euch stimmt, kommt das ganz von alleine. Wirklich! Aber für die innere Entspannung habe ich Dir hier auch noch einmal die Punkte aufgelistet, mit denen Du ein emotional tiefergehendes Gespräch anregen kannst.
Gemeinsamkeiten
Wie eben schon erwähnt, eignen sich persönliche Themen besonders gut, um Nähe und eine Verbindung zwischen zwei Gesprächspartnern zu erzeugen. Solche Themen sind beispielsweise Hobbys oder der letzte Urlaub. Alles leichte Kost, die sich perfekt für den anfänglichen Small-Talk eignet. Tiefe kommt dann am einfachsten durch Gemeinsamkeiten zustande, da man sich dann über die jeweiligen Erfahrungen, Meinungen und Gefühle austauschen kann. Und zack ist das mysteriöse Etwas namens „Tiefe“ vollbracht.
„Ach, und wie war das für Dich?“
In der Kommunikationswissenschaft wird der nächste Punkt als „Rückkopplungseffekt“ bezeichnet. Bei uns Normalos heißt das einfach: neugierig bleiben und Rückfragen stellen! Gemeint sind Fragen wie: „Und wie war das für Dich?“, „Was hast Du dabei empfunden?“ oder „Was haben die anderen dazu gesagt?“. Damit implizierst Du zum Einen Dein Interesse, zum Anderen holst Du das Gespräch über die Anschaffung eines Haustieres oder auch den letzten Kinobesuch auf eine ganz andere Ebene und wirst somit persönlicher.
Genau das ist, so der Persönlichkeitspsychologe Matthias Mehl von der Universität Arizona, der entscheidende Punkt. „Verbal an der Oberfläche bleibt man in einer funktionierenden Partnerschaft kaum. Stattdessen werden hier oft besonders tiefe, intensive Gespräche geführt.“ Und genau das hast Du damit geschafft. Mit diesen Rückfragen kannst Du so gut wie jedes Thema vom Oberflächlichen zum Tiefsinnigen holen. Man könnte das Ganze auch als einen verbalen Striptease bezeichnen.
Offen, ehrlich und nackte Tatsachen. Das Geheimnis des Mysteriums der sprachlichen Tiefe hat der amerikanische Psychologieprofessor Paul Ekman erforscht und ist zu der Erkenntnis gekommen: „Nichts bindet einen Menschen so sehr an einen anderen wie das Gefühl, ihm alles über sich selbst und die ganze schonungslose Wahrheit offenbaren zu können. Der verbale Striptease ist perfekt, weil dafür absolute Ehrlichkeit nötig ist, und absolutes Vertrauen.“ Sollte Dir Dein Partner also mit einer solchen Ehrlichkeit und Offenheit entgegen kommen, hast Du sein Vertrauen schwarz auf weiß. Was will man mehr in einer Beziehung?
Wir hoffen, wir konnten Dir mit diesen Tipps weiterhelfen und die Angst vor der Unterhaltung beim ersten Date nehmen. Dir ging der ein oder andere Schritt zu schnell? Hier geht es nochmal zum Schritt für Schritt zur gelungenen Konversation – Teil 1.